Tanzpädagogik im Sinne der Lehrweise Chladek bedeutet in gleichem Maße Bewegungs- und Wahrnehmungsschulung sowie Persönlichkeits-entwicklung.

Wodurch kann dies erzielt werden?

Zum einen ist es der explorative Umgang mit Bewegung. Der/die Tanzende ist Forscher/in der eigenen Beweglichkeit, der individuellen Möglichkeiten sowie der anatomischen Gesetzmäßigkeiten des Körpers. Zum anderen ist es die Improvisation: der spielerische Zugang zum Tanz. In der freien Improvisation erleben Tanzende ihr individuelles Spektrum an Kreativität und Bewegungsvielfalt. In der Bewegung eröffnet sich uns der Raum, wir spüren unsere Kraft, die wir einsetzen und gleichzeitig Energie, die frei wird. Wir erleben Zeitlichkeit im Fluss der Bewegung sowie im Anhalten, im Beschleunigen oder Verlangsamen.

Exploration und Improvisation zur Bewegungs- und Wahrnehmungsschulung berühren das Innerste eines Tanzenden: Bewegung ermöglicht Wahrnehmung und diese wiederum ist begleitet von Empfindung. Im Tanz ist der Mensch gleichsam im Zwiegespräch mit dem eigenen Körper, dessen Empfindungen, Emotionen und Bedürfnissen. Das sensible Zusammenspiel zwischen Körper und Psyche wird bewusst und die Auseinandersetzung damit fordert die Persönlichkeit.

Rosalia Chladek beantwortete in einem Interview die Frage nach der grundlegenden Idee ihrer Lehrweise mit folgenden Worten: „Es geht mir nicht darum, einen speziellen Bewegungsstil zu vermitteln. Dadurch kann ich nicht zu mir selbst kommen, sondern ich bin dann nur jemand, der es gelernt hat, sich in einer bestimmten Art zu bewegen.“ (In Radrizzani, 2003: Rosalia Chladek. Schriften & Interviews. S. 133)

Tänzerische Bewegungserziehung nach der Lehrweise Chladek® macht Tanzende zu Erfindern ihres Bewegungsflusses, anstatt sie durch angelernte Bewegungsmuster einzuengen. Sie ermöglicht die Erfahrung, sich handelnd und reaktionsfähig zu erleben und mit allen Sinnen wach zu werden.